W a b i - S a b i

Hallo Community, ich antworte auf die lieben und sehr aufschlussreichen Kommentare unhöflicherweise mit einer Sammelantwort, da ich in den nächsten 14 Tagen keinen Zugriff auf die CEWE Kommentarfunktion habe und momentan meine Zeit sehr begrenzt ist. Entschuldigung dafür.
Wabi Sabi ist und war für mich schon über einen längeren Zeitraum, ein sehr schönes, spannendes und interessantes Thema, dem mein kleines Büchlein wahrscheinlich nicht annähernd gerecht wird.
Ich habe mir die Freiheit herausgenommen es nach meinem Empfinden und Vorstellungen zu interpretieren.
Claus hat das Thema grandios beschrieben und erklärt. Danke für die Mühe und die Kritik.
LG Prunus

Hallo, prunus,
wabi-sabi ist ein spannendes Thema. Und ein schwieriges für ein Fotobuch. Ein sehr schwieriges. Ich gratuliere deshalb zum Mut, dieses Thema in einem Erstlingswerk aufzugreifen und via Bildbotschaften und Bilderstrecken sowie Texten bzw. Titeln der CEWE-community vorzustellen. Respekt dafür.
Lange, lange Zeit habe ich mich mit wabi-sabi beschäftigt (und verfolge den metaphysischen Gedanken des Wabi-sabi noch immer in meiner Art zu fotografieren) und herauszufinden versucht, was das eigentlich ist, was selbst Japaner nicht genau beschreiben können. Nach östlicher Weltsicht können folgende Begriffe/Beschreibungen wabi-sabi erklären: wertfrei, natürlich, geistig, abbauend, intuitiv, gesamt, relativ, ungewiss, unklar, organisch, roh, fühlbar, dämmernd, warm, getrübte Farben, im Einklang mit der Natur und durch deren Wirkung bzw. durch den Gebrauch des Menschen Veränderungen unterworfen (z.B. Gebrauchsspuren...) Gegenstände, die unter den Begriff subsumiert werden können, sind deshalb niemals blank poliert, niemals glatt, niemals verziert, verschnörkelt, niemals fabrikmäßig hergestellt usw. usf. Alles, was unter wabi-sabi gesehen wird oder werden kann, ist nicht ausdefiniert, nicht endgültig festgelegt. Und deshalb erscheint es mir problematisch, wenn klare begriffliche Zuschreibungen zu den Bildern wie "Froschkönig" oder "Engel" die Poesie des Bildes stören, statt dem Rezipienten einen Interpretationsspielraum zu ermöglichen und zu gönnen. Während die westliche Weltsicht auf Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit mit Intoleranz reagiert, wird wabi-sabi mit Wohlbefinden durch Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit in Verbindung gebracht.
Rationales Begreifen von wabi-sabi wurde in Japan übrigens bis heute bewusst verhindert. Das hat auch damit zu tun, dass Japaner ihre wabi-sabi-Erfahrungen niemals anhand intellektueller Begriffe machen. Zu diesem Thema gibt es in Japan kaum Bücher und Lehrer, die das vermitteln würden.
Wabi-sabi-Objekte sind schlicht, kunstlos, auf das Wesentliche reduziert, zeigen keinerlei Verzierungen, weil sie nicht Bestandteil der Struktur sind. Deshalb erscheint es mir auch problematisch, den Fotos in einem Bildband über Wabi-sabi Rahmen zu geben, Cliparts hinzuzufügen, wo doch das Bild selbst sprechen und von seiner Schönheit erzählen soll.
Im Wabi-sabi sind die Dinge verschwommen, durchlässig, dunstig-trübe. Scharfe Kanten werden stumpf, gesättigte Farben verblassen zu schlammartigen Erdtönen. Dafür gibt es bei Wabi-sabi ein unendliches Spektrum an Grautönen, silbergraues Schwarz, indigoblaues gelbliches Grün...
Aus den o.g. Gründen sollten die Abb. S. 6, 11, 12, 34/35, 48/49 (Rahmen!) überprüft werden, ob sie den Buchtitel treffen.
Lustvoll genossen habe ich übrigens die Rechtschreibung S. 29, weil hier wabi-sabi mit dem Beleg für Unvollkommenheit aufblitzt ("Wenn etwas" vollkommen "sein will...".
Noch einmal: Anerkennung für dieses Erstlingswerk und für den Mut, diesen Buchtitel fotografisch zu bearbeiten und zu erklären.
Ich schicke bildschöne Grüße und ermuntere zu weiteren Werken,
Claus

Cool! Fotos und Gestaltung!
Herzlich willkommen in der Cewe-Community!
LG Angela

Interessantes Photobuch mit außergewöhnlicher Gestaltung.

WOW!!! Was für ein Erstlingswerk! Der allererste Versuch, ein Fotobuch zu gestalten und gleich so ein Hammerwerk, mit dem Du voll meinen Geschmack getroffen hast. Ich habe auch etliche ähnliche Aufnahmen und habe sie schon als Hintergrund oder für Bilder mit Doppelbelichtungen benutzt. Aber auf die Idee, ein reines FB nur mit solchen Motiven zu gestalten, bin ich noch nicht gekommen. Mit diesem Buch hast Du wirklich gleich einen Volltreffer gelandet, und ich möchte Deinen Kommentar zu meinem Buch "Vergänglichkeit" aufgreifen und ebenfalls sagen: "Schade, dass man nur einmal auf das Herzchen drücken kann." Ich hoffe, dass wir noch mehr von Dir sehen werden.
LG Angelika