Irgendwie bin ich bisher nicht zu einem "Bericht" gekommen, ich wollte auch der offiziellen Veröffentlichung nicht vorgreifen, aber nun will ich gerne ein paar Sätze zur Jurierung des Foto-Wettbewerbs schreiben. Euch sozusagen ein bisschen daran teilhaben lassen und vielleicht auch ein klein bisschen Licht ins Dunkel bringen.
Vorab: Ich hatte letztes Jahr schon und auch dieses Jahr wieder angeregt, eine kurze Erläuterung (zumindest) zu den ersten Plätzen zu schreiben und Dr. Hollander hat es dieses Jahr aufgegriffen. Er bat mich, ebenfalls ein paar Gedanken aufzuschreiben und die habe ich formuliert und an CEWE geschickt. Ich hoffe, es wird noch einen Bericht über die Preisverleihung geben und zumindest dort werden einige Sätze zu den einzelnen Gewinnerplätzen geschrieben.
Ich hätte mir allerdings auch gewünscht, dass diese Statements schon in der Gewinner-Galerie mit veröffentlicht werden.
Aber nun zur Vorgeschichte, der Jurierung.
In einer Vorauswahl durch ein CEWE-Team waren wieder 150 Fotobücher ausgesucht worden, die in der Version, wie sie von den Autoren angelegt waren (Format und Papierqualität), gedruckt worden waren. Es waren also dicke XXL-Fotobücher und kleine Heftchen dabei.
Wir waren sieben Jury-Mitglieder und jedes hatte seinen speziellen Blick auf die Fotobücher. Es waren unter anderem zwei Fotografen dabei, zwei Personen, die besonderes Augenmerk auf die Gestaltung gelegt haben (dazu zähle ich mich), eine Typografie-Begeisterte und Dr. Hollander, der das große Ganze im Blick hatte.
Die Kriterien Inhalt, Fotos, Komposition und Gestaltung wurden bei jedem Fotobuch diskutiert (nicht gepunktet), aber sowohl nach persönlichem Hintergrund als auch in Bezug auf das Fotobuch sehr unterschiedlich bewertet. So kamen Fotobücher in die engere Auswahl, bei denen die Fotos im Vordergrund standen, dann die Geschichte (Inhalt und Komposition) bewertet wurde und zum Schluss (erst) die Gestaltung. Bei einem anderen Fotobuch wurde der Inhalt zum zentralen Kriterium, und Fotos und Gestaltung waren in der Bewertung nachrangig.
Mir ist aber auch dieses Mal noch mehr als beim letzten Mal aufgefallen, wie unterschiedlich Gestaltung gesehen wird. Während wir hier im Forum unseren Fokus auf eine kreative, ideenreiche Gestaltung legen, bedeutet Gestaltung für andere, dass das Konzept stimmig umgesetzt wurde. Und das kann dann durchaus eine sehr reduzierte und gradlinige Gestaltung bedeuten.
Diese unterschiedlichen Sichtweisen wurden also jeweils diskutiert und so kam unter anderem ein wunderbares, kreativ gestaltetes Fotobuch (Lanzarote – einer meiner absoluten Favoriten) als auch ein sehr reduziert gestaltetes Fotobuch (Ireland) unter die ersten fünf (auch wenn es nur drei „Hauptpreise“ gab). Genauso wurde eines ausgewählt, bei dem der Inhalt Vorrang hatte (Das Aufreißer-Buch) und eines, hinter dem ein besonderes Konzept stand (Chalon sur Saône). Beim fünften Fotobuch war die besondere Typografie ausschlaggebend. (Mir wurde aber jetzt erst im Rückblick deutlich, dass jedes Gewinnerfotobuch tatsächlich in einem anderen Bereich gepunktet hat.)
Bei den Fotowettbewerben gibt es ja oft Unterthemen. Diese Unterteilung wurde bei den FotoBUCHwettbewerben bisher nicht gemacht, in der Jurierung spielten die Unterthemen aber durchaus mit eine Rolle.
Tatsächlich ist nämlich die überwiegende Zahl der Einreichungen Reisefotobücher und man könnte vielleicht die ersten 25 von 30 Plätzen oder gar alle aus dieser Kategorie bestücken. Das würde aber sowohl das Spektrum der Einreichungen als auch der Fotobuch-Möglichkeiten nur begrenzt wiedergeben.
Deswegen wurde darauf geschaut, dass tolle Fotobücher aus den anderen Sparten nicht unter den Tisch fielen.
Zum Schluss will ich nochmal etwas anmerken, das mir auch im letzten Jahr schon aufgefallen ist: Wenn man die Fotobücher, wie sie gedruckt auf dem riesigen Tisch liegen, der Reihe nach durchschaut, spielt die Größe des Fotobuches, das Papier, die Haptik eine wesentlich größere Rolle als beim Betrachten am Bildschirm. Diese Faktoren bestimmen mit, ob mich ein Fotobuch in seiner Gesamtheit begeistert, ob es sich stimmig anfühlt oder ob ich es ein bisschen enttäuscht wieder beiseite lege, obwohl die Gestaltung am Bildschirm eigentlich recht gut gewirkt hat.
So, soweit nun mein „Bericht“, der die Entscheidung vielleicht ein bisschen nachvollziehbarer macht oder sie zumindest besser einordnen lässt.
Darüberhinaus hoffe ich sehr, dass es noch einen offiziellen Bericht geben wird und wünsche mir, dass dort dann auch die Begründungen mit einfließen werden.
PS: Falls es jemanden interessiert, unter den fünf Erstplatzierten waren meine Favoriten: Lanzarote, Ireland UND Chalon sur Saône
