Der V8 Motor mit 7,5 Liter Hubraum gibt leise aber eindringliche Töne von sich. Jeder Tritt auf das breite Gaspedal lässt Motorgeräusch erklingen, die den Charme des Lincoln Continental hervorheben. Mein Kollege und ich sind auf dem Weg zur Fotoshooting-Location. Er war so nett, mir seinen Oldtimer für diesen Artikel „zu leihen“. Ich muss ehrlich zu geben, dass Oldtimer für mich bisher nur alte Autos waren. Doch nun sitze ich in diesem Wagen in einem unbeschreiblichen Gelbton aus dem Jahr 1973 und die Euphorie packt mich sofort.
Aber vielleicht ist das für Sie nichts Neues und Sie waren bereits auf solch einer Veranstaltung und durften die Atmosphäre miterleben? Dann haben Sie sicherlich festgestellt, dass die Autofotografie dabei stets ein treuer Begleiter ist. Denn ein Oldtimer will abgelichtet werden. Jedoch ist dies nicht so einfach. Neben dem Ort, dem Tageslicht und dem technischen Equipment ist die Kreativität gefragt. Was Sie bei den einzelnen Punkten genau beachten sollten, möchte ich Ihnen im Folgenden näher erklären.
Ort
Autos haben ihren eigenen Charakter. Dieser sollte durch den Aufnahmeort unterstützt werden. Wenn Sie die Wahl haben, geben Sie dem Wagen Freiraum. So bekommt der Betrachter das Gefühl gleich einsteigen und losfahren zu können.
Platzieren Sie den Oldtimer außerdem an einem Ort, der von ihm nicht ablenkt.
Wie Sie aber an unseren Aufnahmen sehen, kann ein Kontrast auch sehr interessant sein.
Wenn Sie im Freien fotografieren, ist die richtige Tageszeit sehr wichtig. Für die Autofotografie sind die ersten Stunden nach dem Sonnenaufgang und die letzten Stunden vor dem Sonnenuntergang am geeignetsten. So vermeiden Sie zum einen, dass sich die grelle Sonne in den Autoscheiben wiederspiegelt und zum anderen entstehen keine harten Schatten durch direkte Sonneneinstrahlung.
Doch manchmal haben wir einfach keinen Einfluss darauf, wann ein tolles Objekt uns vor die Linse kommt. Dann sollten Sie darauf achten, dass die Sonne Ihnen im Rücken steht und die Schatten somit „hinter“ das Auto fallen.
Wir hatten bei unseren Aufnahmen Glück und der Himmel war bewölkt (etwas zu bewölkt). So mussten wir uns keine Gedanken um den Sonnenstand machen. Wolken haben nämlich den Effekt einer riesigen Softbox und machen weiches Licht. Sodass weder Schatten noch Sonnenreflexionen entstehen können.
Kreativität
Nicht nur durch den Aufnahmeort kann der Charakter eine Autos unterstrichen werden, sondern auch durch die Wahl einer geeigneten Perspektive. So sieht ein Foto aus der Hocke sportlich und dynamische aus. Gleichzeitig kann das Auto dadurch aber auch groß, mächtig und stolz wirken. Bilder in Höhe des Markenzeichens eignen sich besonders bei Wagen, wie dem WV T1 (Bulli). Ein elegantes Design wiederrum, wie bei dem Citroën DS, macht sich seitlich fotografiert am besten. Grundsätzlich sollten Sie einen Oldtimer von allen Seiten ablichten und kreative Perspektivwechsel ausprobieren. So haben Sie am Ende eine große Auswahl und können im Nachhinein entscheiden, aus welcher Blickwinkel die Vorzüge des Models gut zur Geltung kommen.
Technik
Wie bereits unter dem Punkt Tageszeit beschrieben, sind Schatten aber auch Spiegelungen die große Herausforderung bei der Autofotografie. Diese lassen sich durch das Aufnehmen aus der Ferne vermeiden. Dafür eignen sich Tele- bzw. Telezoomobjektiv besonders gut.
Als zusätzliche Hilfe können Sie einen Polarisationsfilter einsetzen. Dieser unterdrückt die Spiegelungen auf Lack und Fensterscheiben. Gleichzeitig wird der Kontrast und Farbsättigung automatische verstärkt.
Wenn der Aufnahmeort nicht optimal ist. Hat das Fotografieren mit einem Teleobjektiv den Vorteil, dass der Hintergrund durch die Wahl einer kleinen Blende unscharf wird.
Möchten Sie aber, dass Ihr Hintergrund scharf ist und das Foto somit an räumlicher Tiefe gewinnt, ist ein Weitwinkelobjektiv die richtige Wahl. Bedenken Sie dabei, dass das Auto gleichzeitig größer wirkt und das nicht zu jedem Automodel passt.
Info: Bei unserem Fotoshooting ist eine Canon EOS 5D Mark III zusammen mit einem 24-105mm Zoomobjektiv, einem 50mm Normalobjektiv und einem lichtstarken 70-200mm Zoomobjektiv in Einsatz gewesen. Außerdem haben wir alle Aufnahmen mit einem Polarisationsfilter gemacht. Um die spätere Verbesserungen mit einem Bildbearbeitungsprogramm zu erleichtern, haben wir im RAW-Modus fotografiert.Nachbearbeitung
Damit Sie keinen großen Aufwand bei der Nachbereitung haben, lautet das A und O: PUTZEN

Für kleine Lackschäden, Kontrast-, Sättigungs- und Helligkeitsanpassungen sollten Sie sich aber die Zeit nehmen. Denn diese bewirken wahre Wunder.

Je nach Verwendungszweck sollten Sie nicht vergessen, das Nummernschild unkenntlich zu machen.
Wir hoffen, dass Sie dabei genau so viel Spaß haben wie wir.
