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Weitwinkelobjekte sind nicht langweilig (FS03-01)
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FotoFreunde

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Weitwinkelobjekte sind nicht langweilig (FS03-01)

Ungelesener Beitragvon FotoFreunde » 04.01.2012, 16:00

Im Fokus des Interesses vieler Hobbyfotografinnen und Hobbyfotografen stehen die Kameras mit all ihren vielfältigen Einstellmöglichkeiten, ihrer umfassenden Ausstattung und ihrem High-Tech-Ambiente. Die Objektive geraten da oft ein bisschen ins Hintertreffen, denn wenn es sich nicht um Superzooms mit extrem großem Verstellbereich oder Lichtriesen handelt, haben sie wenig Spektakuläres zu bieten. Dabei ist gerade die Wahl der richtigen Brennweite für die Bildwirkung von entscheidender Bedeutung bei der Umsetzung einer Bildidee.

Wenn im Folgenden von einer Brennweite die Rede ist, gilt das für das entsprechende festbrennweitige Objektiv sowie für Zooms, die diese Brennweite bieten, für fest eingebaute wie für Wechselobjektve und es gilt auch für Brennweiten, die etwas kürzer oder länger sind.
 
FS03-44.jpg

Über die Standardbrennweite wurde bereits Positives berichtet. Egal, ob sie 50 mm (für Vollformat), rund 32 mm (für APS-C) oder 25 mm (für 4/3) beträgt oder noch kürzer ist (für All-in-One- oder
Kompaktkameras mit ihren sehr kleinen Sensoren) – sie ist vielseitig nutzbar und sehr gut für neutrale, unaufgeregte Bilder zu verwenden.

Interessante Varianten des Standardobjektivs sind zum einen die Festbrennweiten mit sehr hoher Lichtstärke und zum anderen die mit ultraflacher Bauweise. Allerdings fällt die Auswahl in beiden Fällen eher dünn aus und wir müssen für einen Moment Kompakt- und All-in-One-Kameras außen vor lassen.

Anfang 2009 steht nur ein einziges Standardobjektiv mit Anfangsöffnung 1:1,2 in den Katalogen (Canon EF 1,2/50 mm L). Objektive mit Lichtstärke 1:1,4 findet man häufiger und (fast immer) zu
deutlich erschwinglicheren Preisen. Die hohe Lichtstärke macht es möglich, bis weit in die Dämmerung hinein aus der freien Hand bei natürlichem Licht zu fotografieren und ggf. die ganz hohen ISO-Werte zu meiden, wenn diese mit Rauschen behaftet sein sollten. Dabei macht es sich positiv bemerkbar, dass man schon ohne Bildstabilisator mit Verschlusszeiten bis zu 1/30 Sek. verwacklungsfrei fotografieren kann.
 
FS03-44-02.jpg

Auch in einer hellen Umgebung lässt sich ein lichtstarkes Standardobjektiv sinnvoll einsetzen. Bei ganz offener Blende bietet es die Möglichkeit, das Hauptmotiv in einer schmalen Schärfenzone
darzustellen, den Hintergrund aber in Unschärfe verschwimmen zu lassen. Das ist nicht so deutlich wie bei einem mittleren Tele gleicher Lichtstärke, das aber größer, schwerer und teurer ist.

Die sehr flachen Standardobjektive, die dieser Bauform wegen auch als „Pancake“- (also „Pfannkuchen“-)Objektive bezeichnet werden, sind zwar nicht sehr lichtstark, aber da sie sehr leicht sind und nicht auftragen, eignen sie sich bestens als ständige Begleiter. Man kann sie gut auch einmal unter der Jacke tragen, wenn es nieselig ist oder man nicht als Fotograf auffallen möchte.



Weit und superweit – alles drin, alles drauf

Die Domäne der Objektive mit kurzen Brennweiten von 35 mm bis etwa 24 mm sind natürlich jene Gelegenheiten, bei denen man viel aufs Bild bringen möchte und/oder wenig Platz zwischen Motiv und Aufnahmestandort ist. Der Überblick über eine Landschaft ist mit ihnen ebenso möglich wie die Aufnahme eines Raumes oder das Architekturfoto. Wichtig ist dabei, dass man die Kamera richtig ausrichtet, was besonders bei Aufnahmen mit Kompaktkameras, die keinen Sucher haben, nicht immer einfach ist. Wenn es angeboten wird, sollte man Hilfslinien in den Monitor einblenden. Einige Kameras weisen auch eingebaute „elektronische
Wasserwaagen“ auf, die die Arbeit erleichtern. Bei Aufnahmen vom Stativ kann der Griff zu einer Zubehörwasserwaage (entweder altmodisch mit einer oder zwei Libellen oder modern mit LEDs) helfen, was jedoch voraussetzt, dass die Kamera einen Blitz-/Zubehörschuh aufweist.

Bei Architekturaufnahmen sind stürzende Linien, über die bereits berichtet wurde, eher akzeptabel, wenn das Gebäude nicht auch noch windschief steht. Bei Architekturaufnahmen von außen sollte zudem darauf geachtet werden, dass das Licht richtig fällt. Leicht seitlich einfallendes Licht bringt Strukturen in einer Fassade durch das Spiel von Licht und Schatten besser heraus. Perfektionisten schauen auf dem Stadtplan oder einer Online-Karte, wie die Fassade ausgerichtet ist und wann die Sonne optimal steht. Bei Innenaufnahmen erfasst der große Bildwinkel, besonders beim Einsatz von Superweitwinkelobjektiven, meist auch Fenster. Um zu verhindern, dass sie als „ausgefressene“ weiße Flächen ins Bild kommen, sollte man die Belichtung etwas nach Minus korrigieren oder die Möglichkeiten der HDR-Technik nutzen
 
FS03-44-03.jpg

In der Landschaftsfotografie soll die waagrechte Ausrichtung der Kamera natürlich verhindern, dass im Bild der Horizont nach links oder rechts hängt und dass bei Aufnahmen vom Meer oder von Seen das Wasser „aus dem Bild läuft“. Wenn das nicht gelungen sein sollte, bieten schon einfache Bildbearbeitungsprogramme die Möglichkeit, das Bild auszurichten – und das sollte man auch dann tun, wenn man eher auf „Fotografie pur“ statt „Bilderschrauben“ steht (ebenso, wie man ggf. Belichtung, Kontrast und Farben optimiert, wenn die Aufnahme ein bisschen danebenliegt). Dass Objektive mit kurzen Brennweiten, wie ebenfalls bereits angesprochen, den Vordergrund betonen und groß ins Bild bringen, lässt sich gut nutzen, um dem Bild ein bisschen mehr Spannung zu geben, indem man einen Busch, einen Weidezaun
oder im Herbst einen Heuballen in den Vordergrund setzt. Ob man diesen „Eyecatcher“ im Vordergrund mit in die Schärfe nimmt oder nicht, kann man bei Weitwinkelbrennweiten und Sensorgrößen zwischen 4/3 und Vollformat in Maßen mit der Blende steuern. Mit Superweitwinkeln und Kameras mit kleinen Sensoren ist es deutlich schwieriger, etwas aus dem Schärfenbereich zu schubsen.
 
FS03-44-04.jpg

Dass Weitwinkel- und Superweitwinkelbrennweiten zusammen mit kleinen Blenden für eine große Ausdehnung der Schärfenzone sorgen, lässt sich in der täglichen Praxis natürlich sehr gut nutzen, wenn es darum geht, ein Motiv von vorn bis hinten scharf ins Bild zu bekommen. Beispiele sind Architekturbilder, bei denen die „stürzende Fassade“ von unten bis oben scharf erfasst wird, Fotos von Altstadtgassen, die auch die Pflastersteine vor der Frontlinse scharf zeigen oder Aufnahmen von liegenden Personen von den Füßen her, was zu Porträts der etwas anderen Art führt.

Aber natürlich lassen sich mit Weitwinkelbrennweiten Personen auch natürlich ins Bild bringen. Bei einzelnen Personen ist es wichtig, dass keine
Körperteile sehr nah vor der Frontlinse sind und dass man einen genauen Blick auf das Sucherbzw. Monitorbild wirft. Wirken bei einer Aufnahme aus Augenhöhe die Füße des Modells unnatürlich klein, geht man entweder mit der Kamera ein wenig nach unten oder man vergrößert den Abstand. Bei
Gruppenaufnahmen sollte man ausnahmsweise das Motiv – also die Gruppe – nicht möglichst formatfüllend aufnehmen. Personen am Rand werden bei Weitwinkelaufnahmen etwas breiter abgebildet, was nur selten auf Gegenliebe bei betroffenen Herren und noch viel weniger bei betroffenen Damen stößt. Das Phänomen heißt „Verzerrung“ und hat nichts mit „Verzeichnung“ zu tun, auf die wir noch zurückkommen.

Weitwinkel und Superweitwinkelobjektive sind auch für Aufnahmen in der Dämmerung gut geeignet – besonders gut natürlich die lichtstarken Exemplare, aber auch jene mit einer durchschnittlichen Anfangsöffnung. Die sogenannte Freihandformel sagt ja, dass man unverwackelte Aufnahmen machen kann, wenn die Verschlusszeit dem Kehrwert der Brennweite entspricht, wobei man locker unter den Tisch fallen lässt, dass die Benennungen
(Sekunden im einen Fall, Millimeter im anderen) nicht so recht zusammenpassen. Im Zeitalter der Digitalkameras und der vielen unterschiedlichen Sensorgrößen muss noch hinzugefügt werden, dass mit „Brennweite“ die entsprechende Kleinbildbrennweite gemeint ist. Man kann also mit 28 mm Brennweite fast immer davon ausgehen, dass man mit 1/25 Sek. unverwackelte Bilder machen kann, meist sogar mit 1/15 Sek. – hier spielt die eigene
körperliche Verfassung eine Rolle und ob man die Aufnahme vielleicht während einer Bergwanderung oder während eines geruhsamen Stadtbummels
macht. Zieht man noch in Betracht, dass viele Kameras oder Standardzooms mit Bildstabilisatoren ausgestattet sind, sind stimmungsvolle Dämmerungsaufnahmen aus freier Hand kein Problem.

Die Brennweiten um 35 mm oder 28 mm sind auch hervorragende Reportagebrennweiten. Man kann etwa bei Umzügen oder Festen sehr gut im Getümmel Bilder machen und muss noch nicht einmal durch den Sucher oder auf den Live-View-Monitor schauen. Mit ein bisschen Übung bekommt man auch „aus der Hüfte“ das ins Bild, worauf es einem ankommt.

Hier kann man sich für die Scharfstellung entweder auf AF-Systeme verlassen, die mehrere Messfelder haben, oder die sogenannte hyperfokale Einstellung nutzen. Hyperfokale Einstellung bedeutet, dass man Blende und Entfernung so festlegt, dass mit der gegebenen Brennweite beispielsweise alles von 2 m bis unendlich oder von 1 m bis 5 m scharf abgebildet wird. Dann kann es nicht passieren, dass eines der AF-Messfelder etwas erfasst, auf das es nicht ankommt. Diese Vorgehensweise ist natürlich nur möglich, wenn man Blende und Entfernung manuell einstellen kann. Einige wichtige Werte finden Sie in dieser kleinen Tabelle rechts, die wir mithilfe des Schärfenzonenrechners auf http://www.dofmaster.com erstellt haben. Unter dieser Adresse können Sie weitere Einstellungen berechnen lassen oder feststellen, wie groß die Ausdehnung der Schärfenzone mit einer bestimmten Sensor-Brennweiten-Blendenkombination ist.

Liebe Grüße
Sylke
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Re: Weitwinkelobjekte sind nicht langweilig (FS03-01)

Ungelesener Beitragvon FotoFreunde » 06.01.2012, 06:01

Tolles Thema,

ich finde Weitwinkelbrennweiten wirklich toll. Ich nutze sie häufig um Kühe zu fotografieren. Ja richtig gelesen, ich bin begeistert von Kühen. Hierzu möchte ich gerne ein Beispielbild zeigen.

Wir freuen uns auf Beispiele die Sie mit Weitwinkelobjektiven angefertigt haben.

Viele Grüße und ein frohes neues Jahr.

Liebe Grüße
DAvid
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