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Von weit bis superlang (FS02-03)
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FotoFreunde

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Von weit bis superlang (FS02-03)

Ungelesener Beitragvon FotoFreunde » 19.12.2011, 13:42

Von weit bis superlang


Auf Basis der Brennweiten - eigentlich auf Basis der zugehörigen Bildwinkel - werden Objektive in verschiedene Klassen zusammengefasst. Zooms können mit allen Brennweiten in einer Klasse liegen, aber auch in zwei oder mehreren. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Brennweitenklassen und orientieren uns dabei an den „klassischen“ Festbrennweiten. Was dazu gesagt wird, gilt natürlich auch für die entsprechenden Zoombrennweiten, wie auch für jene, die um den angesprochenen Wert angesiedelt sind.

Um die Sache einigermaßen übersichtlich gestalten zu können, werden in den folgenden Absätzen die Vollformat-/Kleinbild-Brennweiten genannt. Für die passenden APS-C-Brennweiten müssen die Werte durch 1,5 geteilt werden (Nikon, Pentax, Samsung, Sony), bzw. durch 1,6 (Canon). Für die passenden 4/3- oder Micro 4/3-Brennweiten (Leica, Olympus, Panasonic) müssen die Werte durch 2 geteilt werden, und für die passenden Brennweiten an den Canon EOS-1D-Modellen und an der Leica M8/M8.2 ist durch rund 1,3 zu dividieren. Die kleine Tabelle unten soll die schnelle Orientierung erleichtern.
 
FS-02-52.jpg

Standardbrennweite(n)


Für jedes Aufnahmeformat gibt es die so genannte Standardbrennweite. Sie entspricht in etwa der Länge der Formatdiagonalen. Die Diagonale eines 36 x 24 mm großen Rechtecks (Vollformat/Kleinbild) ist 43,3 mm lang, als Standardbrennweite gilt 50 mm. Die Diagonale eines 17,3 x 13 mm großen Rechtecks (4/3-Format) ist 22,2 mm lang, als Standardbrennweite gilt 25 mm. Der entsprechende diagonale Bildwinkel beträgt jeweils rund 46°. Und auch bei Mittelformatsystemen hat die Standardbrennweite einen Bildwinkel von rund 46°.
 
FS-02-52-2.JPG
Was ist an diesem Bildwinkel dran, dass man gerade ihn als „Standard“ annimmt? Es gibt verschiedene Erklärungen. Sehr einleuchtend ist die folgende. Betrachtet man ein ausgedrucktes Bild unter einem Blickwinkel, der dem Bildwinkel des Objektivs bei der Aufnahme entspricht, so wirkt das Bild sehr natürlich und es stellt sich ein sehr überzeugender räumlicher Eindruck ein. (Das hat nichts mit 3DAufnahmen zu tun. Für die braucht man immer zwei Bilder, die dem linken und dem rechten Auge getrennt präsentiert werden!).

Geht man nun in der Zeit zurück, kommt man in die Ära der Großformatkameras, in denen oft Negative der Formate 9 x 12 cm, 13 x 18 cm oder 18 x 24 cm belichtet wurden. Von diesen Negativen wurden unvergrößerte Kontaktabzüge hergestellt. Wird so ein Abzug aus einer normalen Leseentfernung von 25 bis 30 cm betrachtet, sieht man das Bild unter einem Blickwinkel von rund 45° bis 50°. Es wirkt also, siehe oben, besonders lebendig und räumlich, wenn es mit einem Objektiv mit einem Bildwinkel von rund 50° aufgenommen wurde. Der stellt sich wiederum „automatisch“ ein, wenn die Brennweite etwa so lang ist wie die Formatdiagonale.

Bei Kleinbild-SLR-Kameras kommt hinzu, dass Objektive mit 50 mm Brennweite noch nicht als Retrofokus-Konstruktionen ausgeführt werden müssen, um Platz für den Schwingspiegel zu lassen. Außerdem können Lichtstärken von 1:1,8 oder auch 1:1,4 realisiert werden, ohne dass die Linsen sehr groß werden. Die Objektive können also ohne großen Aufwand recht günstig gefertigt werden und waren in den 50er bis 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bestens geeignet, als Grundausstattung mit einer SLR verkauft zu werden.

Nach diesen etwas theoretischen Überlegungen nun zur Praxis. Standardobjektive hatten und haben bei vielen Fotografen den Ruf, „langweilig“ zu sein. Gut - sie bringen keine extreme Tiefenwirkung und man kann dem Reh auf der Waldwiese nicht direkt ins Auge schauen, aber trotzdem sind Standardobjektive alles andere als langweilig. Besser gesagt (da heute Zooms den Markt beherrschen): Die Standardbrennweite plus/minus ein paar Millimeter ist alles andere als langweilig.

Vor allem ist die Standardbrennweite vielseitig. Gruppenaufnahmen und Bilder von einzelnen Personen sind möglich, man kann gut Halbfiguraufnahmen machen und auch Porträts lassen sich damit aufnehmen. Im Gegensatz zu den längeren Brennweiten bringt die Standardbrennweite ein bisschen mehr Umfeld ins Bild und man kann eine Person im Einklang oder im Spannungsverhältnis mit ihrer Umgebung zeigen. In der Landschaft sorgt die Standardbrennweite für einen natürlichen Eindruck ohne stark betonten Vordergrund, aber wenn man das Hochformat wählt, in die Hocke geht und die Kamera ein wenig nach oben neigt, bekommt man trotzdem Objekte in der Nähe und einen großen Himmel ins Bild. Die Wiedergabe ohne die Tiefenbetonung kürzerer Brennweiten und ohne die raffende Wirkung längerer Brennweiten (auf beides kommen wir gleich noch zu sprechen) macht die Standardbrennweite auch gut geeignet für neutrale Dokumentationen und für Bilder von Objekten, die allein durch sich und nicht durch Brennweiteneffekte wirken sollen.
 
FS-02-53.jpg
Festbrennweitige Standardobjektive als Bestandteil eines Systemkameras-Sets sind selten geworden. Ihre Stelle haben Standardzooms eingenommen. Ein weit verbreiteter Verstellbereich umfasst die Brennweiten von rund 28 mm bis 85 mm, wenn es um Kameras mit Wechselobjektiven geht. Solche Objektive sind auch bei den Kompakt- und All-in-One-Kameras zu finden, aber hier werden immer öfter auch Zooms mit - zum Teil deutlich - größeren
Brennweitenbereichen verbaut.



Kürzer als Standard


Gehen wir von der Standardbrennweite nach unten, kommen wir in den Bereich der Weitwinkelobjektive. Wie der Name schon sagt, ist ihr Bildwinkel weiter, als bei den Standardobjektiven und ihre Brennweite ist kürzer. Man braucht solche Objektive, um vom selben Standort aus mehr aufs Bild zu bekommen. Das schließt mit ein, dass man auch in engen Umgebungen Motive ganz erfassen kann, von denen man mit der Normalbrennweite nur Ausschnitte aufnehmen kann.

Der Weitwinkelbereich geht von rund 63° bis rund 84° und umfasst die Brennweiten 35 mm, 28 mm und 24 mm. Von 35 mm hört man immer wieder als „Reportagebrennweite“. Warum, darauf kommen wir gleich. Bei der Einordnung von 24 mm scheiden sich die Geister. Manche rechnen diese Brennweite bereits dem Superweitwinkelbereich zu, und auch das ist vertretbar. Allerdings kommt diese Einstufung aus einer Zeit, in der festbrennweitige Objektive mit kürzeren Brennweiten als 28 mm und hoher Abbildungsqualität schwer zu rechnen und zu bauen waren, von Zooms ganz zu schweigen. Anfang 2009 gibt es eine ganze Reihe von 24-mm-Objektiven und auch etliche Zooms, die diese Brennweite enthalten. Letztere sind durchaus nicht nur als Wechselobjektive für Systemkameras zu finden, sondern auch als fest eingebaute Objektive in Kompakt- und All-in-One-Kameras.

Noch kürzere Brennweiten - etwa 20 mm, 17 mm [@KB] und 14 mm - finden wir in der Klasse der Superweitwinkel.

Wenn der Bildwinkel eines 14ers nicht reicht, kann man zu den Fish-Eye-Objektiven greifen, die es in zwei Ausführungen gibt. Die einen bieten einen Bildwinkel von 180° über die Diagonale, zeichnen also das ganze Rechteck des Formates aus. Die anderen bieten einen Bildwinkel von 180° vertikal, also über die kurze Seite des Formates. Sie bringen ein kreisförmiges Bild zustande.

„Normale“ Objektive sind so gerechnet, dass gerade Linien im Motiv auch im Bild als gerade Linien erscheinen (was nicht immer ganz klappt, dazu mehr bei den Abbildungsfehlern). Bei Fish-Eyes kommen immer nur jene geraden Linien gerade ins Bild, die durch den Bildmittelpunkt verlaufen. Alle anderen werden nach außen durchgebogen. Hier spielen für den Kaufentscheid nur noch die besondere Abbildungsweise (äquidistante oder orthografische Projektion) und der Bildwinkel die wichtigste Rolle. Dass die Brennweiten zwischen 16 mm und 8 mm liegen, ist nicht so wichtig.



Länger als Standard


Geht man von der Standardbrennweite nach oben, kommt man in den Bereich der Objektive, die einen kleineren Bildwinkel und eine längere Brennweite aufweisen. Sie heißen allerdings nicht Schmalwinkel- oder Engwinkelobjektive, sondern Teleobjektive oder langbrennweitige Objektive. Ihr Vorteil ist, dass man Dinge oder Geschehnisse aus großer Entfernung groß ins Bild bekommt. Sportfotografen, die außerhalb des Spielfeldes agieren müssen, wissen das ebenso zu schätzen wie Tierfotografen, die ihr Modell weder zur Flucht noch zum Angriff reizen möchten.

Verbinden Standardzooms, die von 24 mm oder 28 mm bis 70 mm reichen, den Weitwinkel mit dem Telebereich? Weitwinkel ja, das ist keine Frage. Aber 70 mm und Tele? Hier spricht der Bildwinkel von 34° doch eher für die Einordnung als erweiterte Standardbrennweite. Der wirkliche Telebereich beginnt bei 85 mm (28°30’) und geht bis 200 mm, wo der Bildwinkel nur noch 12° groß ist.

Die Brennweiten von 85 mm und 100 mm werden gern auch als „kurze Telebrennweiten“ oder auch als „Porträtbrennweiten“ bezeichnet - dazu in der nächsten Folge mehr. Das Bildfeld ist hier schon ein gutes Stück kleiner, als bei der Standardbrennweite und man kann sich sehr gut aufs Wesentliche im Motiv beschränken.

Ab 300 mm beginnt der Bereich der Superteleobjektive mit einem Bildwinkel von 8° 15’. Als längste Brennweiten findet man Anfang 2009 auf der Homepage von Nikon ein 600-mm-Objektiv (Bildwinkel 4°10’), bei Canon eines mit 800 mm Brennweite und einem Bildwinkel von 3°6’ und Sigma bietet die Brennweite von 800 mm in einem festbrennweitigen Objektiv und in einem 300-800- mm-Zoom. Alle vier Objektive sind für Vollformat gerechnet und können auch an Kameras mit APSC-Sensoren eingesetzt werden, was zur scheinbaren Brennweitenverlängerung um den Faktor 1,6x bzw. 1,5x führt.

Auf dem Sektor der Superteleobjektive haben die kleinen Sensoren eine gewisse Inflation verursacht. Setzt man ein Vollformatobjektiv mit 300 mm Brennweite an eine APS-C-Kamera, wirkt es schon wie ein 450-mm-Objektiv und an einer 4/3-Kamera sogar wie ein 600-mm-Objektiv [@KB]. Sport- und Tierfotografen sind also mit APS-C- bzw. 4/3-Kameras gut bedient, da vorhandene Teleobjektive wie Superteleobjektive genutzt werden können.

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