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Wertigkeit einer Kamera - früher und heute
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FotoFreunde

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Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon FotoFreunde » 01.06.2016, 16:07

Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

In den letzten 20 Jahren hat sich die Welt der Fotografie von einer analogen in eine digitale gewandelt – jedenfalls für die Meisten von uns. Die Frage, die sich stellt: Welchen Einfluss hat dieser Wandel auf die materielle aber auch persönliche Wertigkeit einer Kamera?

Das Gespräch mit dem CEWE Fotostudiomanager Hergen Griesbach machte schnell deutlich, dass der materielle Wert eines Fotoapparates leicht zu ermitteln ist: „Sie spüren es bereits, wenn Sie die Kamera in der Hand halten.“ Denn ein höheres Gewicht deutet auf die Verwendung von Metall und höherwertigem Kunststoff hin. Das führt wiederrum zu höheren Materialkosten und somit zu einem hohen Wert. Klappert, quietscht und knackt die Kamera hingegen beim festen Drücken, handelt es sich um minderwertige Materialen und dementsprechend ist die Verarbeitungsqualität schlecht.
Zu analogen Zeiten wurde mehr Metall bei der Kameraherstellung benutzt. Daher gab es im Bereich der Kameragehäuse keine großen Wertigkeitsunterschiede. Diese machen sich dafür bei Verschlussklappen und Objektiven bemerkbar. „Die Qualität hing auch damals stark vom Preis ab.“, so Hergen Griesbach. Wie bei vielen Produkten, bestimmt auch bei Fotoapparaten der Preis die Qualität. Je nach Budget ist Hoch- oder Minderwertigkeit erhältlich – früher, wie heute.
 
Kamera_Wert.jpg
Jedoch macht ein teures Kameraequipment kein gutes Foto aus. Auch die Begeisterung für die Fotografie lässt sich nicht erkaufen. Viel wichtiger ist dabei der Wert, den die Sache für einen persönlich hat und dieser wächst mit der Zeit. Hieraus zieht die analoge Kamera ihre Überlegenheit. Mit diesen Apparaten werden oft Ereignisse aus der Kindheit und Jugend verbunden. Jeder Kratzer und jede Delle im Metallgehäuse erzählt eine Geschichte. Egal wie sehr das Gerät klappert, quietscht oder knackt, es wird gern aus dem Schrank geholt. Das Gewicht, die Kälte des Metalls, die Geräusche des Auslösers - alles an der Kamera ruft Erinnerungen hervor. Wenn der materielle Wert eines Fotoapparates mit den Händen ertastet werden kann, dann wird der sentimentale mit dem Herzen erfühlt. Da kann ein digitales Gerät, welches nur einige Jahre im Betrieb war, nicht mithalten. Oder doch?
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Oldnat

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 01.06.2016, 18:17

Hierzu habe ich viel zu sagen, wenn es jemanden interessiert D:D
LG Old Nat, der Dino
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Sylke

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Sylke » 01.06.2016, 18:56

Liebes Oldnätchen,

immer raus damit D:D
♥️liche Grüße
Sylke
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Josefia

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Josefia » 01.06.2016, 21:39

Oldnat hat geschrieben:
Hierzu habe ich viel zu sagen, wenn es jemanden interessiert D:D
Aber immer doch!

Zur Not in kleineren Häppchen, damit wir nicht erschlagen werden D:lol:
liebe Grüße
Josefia
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Oldnat

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 02.06.2016, 08:33

Hauptsache, ich werde nicht erschlagen...

Viele von Euch wissen es schon, dass ich sehr viel noch analog fotografiere.

Ganz kurz zu meinem "Werdegang der Wertigkeiten":

Mit 12 Jahren, vor 51 Jahren, habe ich mit Fotografieren angefengen. Ich war zum Schulferien in der DDR und habe dort meinen Wunsch eines Fotoapparates verwirklichen können: es war eine Certina Box, für 12 Aufnahmen auf Rollfilm 6x6.

Mit 13 habe ich die ersten Papierbilder, mit 14 den ersten Film entwickelt. Selbstverständlich in Schwarzweiss.

Was denkt ihr, wie viel Wert hat diese Kamera für mich?

Inzwischen habe ich an die 100 verschiedenste Kameras gesammelt, auch ziemlich museale Exemplare mit Lederharmonika sind dabei, die wirklich wertvoll sind (deshalb habe ich die Sammlung auch nicht in meiner Wohnung sondern irgendwo anders sicher verwahrt), aber die alte, an sich apselut wertlose Box ist immer noch auf einem Ehrenplatz in der Vitrine...

Meine komplette Nikon D700 Vollformat-Ausrüstung mit allem drum und dran (inkl. 28-300 usw.) wurde mir vor nicht mal ganz 20 Tage gestohlen. Im Zug. Wert über 3000 EUR. Versicherung sagt Sense. Wertigkeit? Es war zu Anfang des Ausflugs, also kein einziges Bild auf den Speicherkarten... aber ein kleines hölzernes Kätzchen war als Maskottchen an der KataBag befestigt - das tut Weh.

Wie Ihr sieht, ist alles personaliserterweise relativ.

Aber das wichtigste hat Ansel Adams (von ihm habe ich auch ein original Portfolio Album unter meinen "Wertigkeiten"):

"Das wichtigste Bauteil einer Kamera befindet sich hinter derselben."

Wenn Euch noch Details interessieren, was zwischen den beiden erwähnten Kameras passierte und womit ich jetzt fotografiere, erzähle ich weiter - aber vorerst mache ich Schluss (von wegen Erschlagen D:mrgreen: )



LG Nat
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icke46

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon icke46 » 02.06.2016, 08:45

Ich nehme jetzt aber mal an, dass die von Dir genannten 100 Kameras durch Sammelleidenschaft zusammengekommen sind, also, dass Du nicht in den von Dir genannten 51 Jahren Fotografen-Laufbahn alle 6 Monate das Kamera-Modell gewechselt hast D:wink: .

Das ist nämlich meiner Meinung nach auch ein gravierender Unterschied zwischen früher und heute: Man nutzte seine Kamera auf Jahre hinaus, erweiterte sie höchstens mal um ein neues Objektiv - heute scheint es gewünscht zu sein, dass man jedes Jahr eine neue kauft, und es gibt vermutlich genug Leute, die das dann auch tun.

Aber Deine Erzählungen lesen sich spannend - schreib ruhig weiter, ich glaube, die Gefahr des Erschlagenwerden ist äusserst minimal D:lol: .
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DSL-schnell

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon DSL-schnell » 02.06.2016, 09:16

Oldnat hat geschrieben:
Meine komplette Nikon D700 Vollformat-Ausrüstung mit allem drum und dran (inkl. 28-300 usw.) wurde mir vor nicht mal ganz 20 Tage gestohlen. Im Zug. Wert über 3000 EUR. Versicherung sagt Sense. Wertigkeit?
Aua .... Ich verstehe, was Du meinst. Aber weh tut es trotzdem, wenn auch "anders" :-)

Ich habe ein ähnliches Beispiel.
War vor Jahren mit meiner digitalen Kompakt-Kamera in Island.
Island. Das Land der Naturwunder.
Island. Das Land, in dem es im Sommer nie Dunkel wird.
Island. Das Land der genialen Farben.
usw.

Da fällt mir am 3. Reisetag die Kompakte aus der Hand, auf einen Lava-Brocken, und das Objektiv lässt sich nicht mehr ein- und ausfahren. Macht keine neuen Bilder mehr. Speicherkarte zum Glück unversehrt.
Nun ist Island aber auch das Land der unendlichen Weite, bzw. das dünnbesiedeltste in Europa.
Aus meiner Sicht, gibt es im ganzen Land nur 2-3 Städte, wo man einen Foto kaufen kann.

Smartphone mit Fotofunktion gabs damals noch nicht

So musste ich tatsächlich fast zwei komplette Reisetage ohne Foto verbringen. Konnte dann in der nächsten Stadt, doch wieder eine Kompakte erwerben. Sie war zum Glück erschwinglich, aber der Preis hierfür wäre mir fast egal gewesen .... D:lol:

Zum Glück hatte ich tolle Reisebegleitung, die für mich fotografiert hat.

Gruß DSL-schnell
Gruß DSL-schnell
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teide12

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon teide12 » 02.06.2016, 11:13

Da hätte ich auch was zum Thema Kamera weg

meine Bekannte war im Frühjahr dieses Jahres in Florida mit Familie. Hatten eine Bootsfahrt in den
Everglades unternommen. Das Boot hat sich zur Seite geneigt und ihr Mann ist mit Kamera ins Wasser gefallen. Die Krokodile haben nur aufgeschaut, zum Glück. Die Kamera ist kaputt, Objektiv geht noch musste nur gereinigt werden, ja und die Bilder sind auch alle OK. Dass bleibt allen unvergesslich.
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Oldnat

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 02.06.2016, 11:15

Okay, morgen geht's weiter...
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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 03.06.2016, 09:04

Heute geht es noch kurz (?) weiter, ich möchte noch auf icke46's "halbjährlich eine neue Kamera"-Issue eingehen D:)

Es wird lang, also wen die Technikgeschichte und eine spezielle Sicht meines Lebenslaufes nicht interessiert, soll schnell weiterklicken. Aber für manche mag dieser Rückblick doch interessant sein...

(Von all den betroffenen Kameras habe ich natürlich auch Bilder, aber ich will es hier nicht übermäßig aufblasen.)

Ich teile es aber auf, um den Server (und die Leser) nicht zu überlasten D:mrgreen:

Also, Teil 2:

Meine Sammlung ist tatsächlich eher aus Geschenke, Erbschaften, Funde und Flohmarkt zusammengekommen. Aber im Laufe der Jahre, basierend auf politische und wirtschaftliche Entwicklungen (dh. ich kam an andere Fabrikate dran und hatte mehr Geld auch, um sie kaufen zu können) hatte ich doch einige Knipser selber benutzt. Hier ein kurzes Timeline:

Der erste "Abstecher" von der Certina Box war eine Praktica Super TL eines Bekannten (ebenfalls während eines DDR-Feriens), die ich benutzen durfte. Damit habe ich meine erste Farbdias geschossen, auf ORWOCHROM UT18, was ein sehr guter Film war.

In 1968, was viel Wendewind in der Welt brachte, und die Amis den ersten Hasselblad auf den Mond benutzten, kaufte ich mir einen gebrauchten ungarischen Leica-Clone der Format 24x32 (Momikon), was meine erste Kleinbildkamera war. Leider hatte es ein Einbrandloch im Gummituchschlitzverschluss (man hatte sie wohl direktem Sonnenlicht durchs Objektiv ausgesetzt), aber da ihre Rückwand nicht aufklappbar war (man lud sie von unten), konnte ich das beim Kauf nicht sehen D:frown: Für eine Reparatur hatte ich als Schüler mit 15 Jahre kein Geld...

Trotz dieses immer erscheinenden weißen Punktes auf jedem Bild hatte ich die kleine Maschine drei Jahre lang benutzt. Bis ich meines Varters sowjetischen Spiegelreflex, die Zenit-3M benutzen durfte. Sie hatte ein sehr lichtstarkes 2/58 Objektiv. Hiervon haben die Sowiets mehr als 3/4 Millionen Stück gefertigt und das war ein unverwüstlicher, sehr guter Mischling von Praktica-Exakta Technologie und Zeiss Clone Linsen. Der Apparat war so robust, dass ich ihn, als der Verschluss klemmte, selber reparieren konnte! Nur ein Linksgewinde machte anfangs Schwierigkeiten.

Der Zenit hatte aber ein Problem: da bei den Sowiets das Dezimalsystem galt, haben sie 1/10 inch = 2,54 mm als 2,5 mm "interpretiert", dadurch liefen nur die Russenfilme glatt durch die Kamera, die aber weit schlechter waren wie der ORWO NP 15, NP20 oder ORWOCHROM, die aber der Zenit zu zerreißen pflegte… also weiterfluchen!

(Fortsetzung folgt)
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Oldnat

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 03.06.2016, 09:06

Teil 3:

Einen Voigtländer SuperB habe ich dann vom Onkel Nachbarn geschenkt bekommen, als ich zu viel mit dem Zenit kämpfte, und damit fand ich von dem Zenit wieder zurück zur Schönheit des Großformats. Damit bestritt ich die Jahre bis zur Uni.

Die DDR war ja als Kamerahochburg der Ostländer bekannt, und wegen der Qualität weit über diesen Grenzen hinaus weltbekannt. Fast alles der modernen Kameratechnologie haben die Dresdner (mit) erfunden, von der Automatischen Springblende bis zur TTL-Innenmessung mit elektrischer Blendenwertübertragung und waagerecht ablaufendem Metall-Lamellen-Schlitzverschluss mit 1/125 Blitzsynchronzeit. Und das Kleinbildsystemkamera als solches schlechthin. (Und die Sowiets haben sich hier natürlich weit leichter bedienen können, wie vom Westen – siehe Zenit.)

Als 18-jähriger, im ersten Studienjahr in 1971 habe ich mir also den Einsteiger in die Exa-Reihe zugelegt: die Exa Ia. Austauschbarer Sucher und Möglichkeit für Wechselobjektive. Damit wurde ich "Fotoreporter" der Uni-Zeitung und habe sogar zwei kleine Ausstellungen gehabt.

(Im Studentenheim habe ich übrigens das erste Mal einen Hasselblad-Prospekt gesehen. Das war etwas so extravagant wunderbares, dass ich mich nicht mal danach gesehnt habe.)

Die kleine Exa Ia mit min 1/175 Zeit und Brennweiteneinschränkung bis 135 mm (wegen dem Lidverschluss) habe ich schnell "ausgewachsen", es kam eine Exakta VX500 anstatt. Die VX500 war übrigens 1972 zugleich auch das allerletzte Exakta-Modell in der klassischen Exakta-Form.

(Und der Hasselblad 500 C/M begann etwa zu dieser Zeit seine praktisch bis heute andauernde Weltkarriere.)

Ich hätte das Flaggschiff, die Exakta Varex 1000 gemocht, aber die war viel zu teuer... aber ich verdiente als "reporter" auch etwas Geld zum Stipendium dazu, und es konnte weitergehen.

Als Spitzengerät des VEB Pentacon Dresden, die erste Kamera der Welt mit elektrischer Blendenübertragung und vertikalen Metall-Lamellen-Schlitzverschluss bis 1/1000 Sekunden, legte ich mir in 1973 die Praktica LLC zu.

Damit habe ich in 3 Jahren an der Uni als offizieller Filmklubfotograf einige Hundert Meter Filme belichtet. Ich habe neben der Uni etwas gearbeitet und kaufte alles was zu kaufen gab von Zwischenringen und Nahbalgengerät mit Ringblitz und Reprogestell mit Filmkopieranlage. Ich hatte Objektive von 20 bis 300 mm (damals gab es noch keine erschwingliche Zooms für Stillkameras).

Hiermit habe ich auch den ersten Farbnegativfilm in 1973 belichtet.

Meine Bilder erschienen sogar in Tageszeitungen. Ich durfte Aretha Franklin, Udo Lindenberg und Zsuzsa Koncz direkt auf der Bühne fotografieren.

(Fortsetzung folgt)
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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 03.06.2016, 09:22

Teil 4:

Dann brach (nach fast 8 Jahren Zusammenarbeit mit der Praktica) der "Krieg" aus: meine Ehe ging ganz in die Brüche, und bei der Scheidung habe ich praktisch alles verloren, bis auf einem kleinen Koffer mit ein paar Handtücher und Unterhosen; also auch die komplette Praktica-Ausrüstung war weg. Es folgte ein Zimmerchen mit 2x3 m als Untermiete am Stadtrand...

Ich habe dann für eine kurze Zeit das Erbstück des Schwiegervaters, den Zenit-E benutzt. Aber natürlich sehnte ich mich nach einer eigenen Kamera. Vergessen wir nicht: wir schreiben 1981, also kommen praktisch nur Ostkameras in Betracht. Also eine Praktica musste es sein, die ich ja kannte und liebte.

Als ich dann langsam anfing, über die Runden zu kommen, begab ich mich in 1982 wieder ins AnUndVerkaufShop, um wieder eine eigene Kamera zu kaufen, eine, die ich schon kannte: Die Praktica Super TL. Diesmal hatte ich kein Pech, die Kamera war in Ordnung.

Wir haben (schon zu dritt, ich habe wieder geheiratet) mehrere schöne Jahre zusammen verbracht, ich habe sie immer noch (alle beide, kamera und Frau). Aber natürlich sehnte ich mich nach den "Vorkriegszeiten" und meiner Spitzenkamera… inzwischen haben wir einen Berufsfotografen kennengelernt (bis heute ein guter Freund von mir), der bei der Ungarischen Nachrichtenagentur tätig war, und ich durfte sogar seinen Hasselblad in die Hand nehmen. Da habe ich den Würfel zum ersten Mal aus der Nähe gesehen. Und fing an zu ahnen, dass man sich danach wohl doch sehnen konnte…

Aber auch bei ihm traf ich später, in 1985, die damalige Sensation: die erste Kamera der Welt mit gehäusenintegriertem Windermotor und gehäusenintegrierten Autofokus: die Minolta-7000. Die Kamera des Jahres 1985. (Diese Besuche bei diesem Freund waren, wie es sich herausstellte, budgetmäßig katastrophal.

Als nämlich sehr unerwartet eine wirklich große Summe ins Haus trudelte, hatte meine Frau genug von meinem Jammern und gesagt: "Nix auf die Kante legen. Jetzt gehen wir und kaufen wir die Kamera des Jahres für dich, den du bei deinem Freund so bewundert hast".

Das Ergebnis war die Minolta-7000, wo die Nachrichtenagentur eins zu viel bestellt hat und ich es über meinem Freund kaufen konnte.

Unsere Geldverhältnisse besserten sich, und schnell wurde dadurch ein komplettes Mecablitz System und die Schwesterkamera, die Minolta-9000 dazugekauft. Mit Objektiven 50, 35-70, 70-200 und später die wahnsinnig gute 28-135 Makro konnte ich wieder nach Herzenslust arbeiten.

(Fortsetzung folgt)
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Oldnat

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 03.06.2016, 09:41

Teil 5:

Dann fing die digitale Ära an. Film und Entwicklung ist teuer, und nur die apseluten Profis können sich erlauben, analog 100 Bilder zu schießen, damit ein wirklich gutes dabei ist. Also haben wir uns nach etwas Digitalem umgeschaut.

Nachdem ich einiges, unter Anderm eines Kollegen Nikon Coolpix 950 ausprobieren durfte, fand ich diesen gut genug und kaufte den Nachfolger, den 990-er. Der bekam Tele- und Weitwinkelvorsatz, Diakopiergerät, Blitzschiene… und hat mehrere zehntausende Bilder mit mir gemacht.

Aber ich wollte nach den ersten Erfahrungen langsam doch wieder eine Kamera, wo man "durchgucken" kann, und nicht aus Armlänge schießen muss. Meine Minolta 7000 benutzte ich ja parallel immer noch - und Minolta brachte in 2005 die digitale "Schwester" der 7000 heraus, die 20 Jahre nach ihrer Vorfahrerin ebenfalls Kamera des Jahres geworden ist: die Dynax 7D. Und meine Frau schickte mich wieder einkaufen. Wieder einige Tausend Bilder, etwa 10% davon analog.

Inzwischen hat Hasselblad auch schon digitale Kameras gebaut. Um horroristischen Preisen. Aber den Würfel haben sie nicht aufgegeben (wobei der auch ziemlich teuer war). Und der digitale Rückwand aus dem Jahre 2010 passte nahtlos auf die Kamera aus 1957… ist das nicht ein Wunder? Nein, das ist eine Systemkamera. Ja so eine Systemkamera muss ich haben! Also: back to the roots: Nix Automatik, nix digital: Schwarzeißfilm in Großformat!

Ich habe ja schließlich fotografieren gelernt gehabt. Sogar zu Schulungen und Examen gewesen. Ich hatte Ausstellungen, bin in Zeitungen erschienen, war in Büchern als Illustrator verlegt worden, sogar zeitweise Geld damit verdient. Na nie genug, um eine Hasselblad kaufen zu können… aber trotzdem! Sowas schönes! Habenwollen!

Meine Frau schluckte und schickte mich einkaufen. Das Ergebnis war eine gebrauchte Hassy Ausrüstung in "Mint" Zustand, mit Koffer an die 10 Kilo schwer... da war aber alles drin, was ich nur wünschen konnte, sogar eine Polaroid-Rückwand. Sportsucher, Stativkopf, Wasserwaage, 4 Magazine, über dem 2,8/80 Planar hinaus noch die 4/50 Distagon und die 4/150 Sonnar, diverse Filter und Sonnenblenden, für die Makrofotografie ein Zwischenring, Pistolengriff, Fernauslöser... und schliesslich kam die 500mm f/8 CF Tele-Apotessar, was die Ausrüstung im Gewicht verdoppelte und ich nur noch mit dem LKW fotografieren fahren konnte...

(Fortsetzung folgt)
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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon Oldnat » 03.06.2016, 10:20

Teil 6:

Aber allzu viel ist ungesund. Das war doch auf die Zeit nicht tragbar, in keinerlei Hinsicht. Ich fotografierte fast nur noch analog, und das war sehr teuer: mit FineScan kostet ein Bild an die 5 EUR. Und es gibt auch die digitale Rückwand, gebraucht für knapp 8 Tausend Eur... Der Vernunft siegte. Ich bin kein Berufsfotograf, und für ein "einfaches Hobby" kann man einfach nicht so viel opfern. Stop. Und hier hätte meine Wunderfrau wahrscheinlich auch schon Stop gesagt D:)

Ich durfte dann auch noch die H4D-200 MS von Hasselblad ausprobieren (ausgeliehen natürlich nur). Mit Bilder von 16500*12000 Pixel (also 200 MegaPixel!), die etwa 150 MByte auch im JPEG Format schon einnehmen, fühlt man sich auch hier irgendwie zurückvesetzt ins analoge Zeit, wo auf einer 2 GB CF-Karte gerade mal 12 Bilder draufpassen, genau wie beim Rollfilm.

Irgendwann kommt aber dann doch die Erkenntnis, dass das irgendwie NICHT meine Ebene des Fotografierens ist.

Und das Analoge ist teuer, umständlich, ... (zwar aber wunderbar...aber...)... also...

Und wir brauchten plötzlich ein neues Auto (nein, kein LKW...), weil ich gekündigt wurde und das bisherige Firmanauto war damit auch weg, nicht nur der Job. Die Familienfonds mussten umdisponiert werden. Es blieb der Würfel mit dem Planar und einem Magazin, und manchmal gehe ich noch auf der Pirsch mit S/W Analog - aber schon seltener.

Als Nikon dann den großen Fehler begangen hat, die "fast-D3" für weniger als die Hälfte des Preises auf dem Markt zu bringen, habe ich in Februar 2011 die 7D von Minolta auch ins Museum gegeben und für "everyday use" arbeitete ich von da an mit dem D700 von Nikon, meistens mit der 28-300-er Nikkor-Allrounder, der so ungefähr das erste wirklich vernünftige FullFormat MegaZoom war.

Inzwischen (Mitte 2005) hat Hasselblad den Würfel doch praktisch halbwegs aufgegeben – wenigstens was die Neuproduktion dessen betrifft. Aber die neueste digitale Rückwand (CFV-50c) passt für alle alten Würfeln zurück bis 1957. Natürlich habe ich es auf meiner Kamera ausprobiert - es war wunderbar, aber diesmal blieb ich schon kalt. Alter macht weise (?).

Ich habe eingesehen, dass das nicht meine Liga ist. Auch die ebenfalls ausprobierte neue H6D nicht. Die superguten Neuen Hassys sind nicht mehr die Würfel… es ist eine neue Ära, mit Gläsern von Fuji. Ich durfte sie probieren. Beeindruckend.

Und Fuji hat, wie schon vorhin geschrieben, auch eine andere Aktualität. Ich wiederhole es, damit mein "Story" rund ist:

Mitte Mai 2015 hat man mir die komplette Nikon-D700-Ausrüstung gestohlen, mit Gläser, Ersatzakkus, Ladegerät, Tasche, Speicherkarten, Kleinkram. Zum Glück geschah dies zu Anfang eines Ausflugs, so dass es noch keine Bilder auf den Karten waren – also nichts Persönliches und nichts Unwiederbringbares ist verloren gegangen (bis auf die kleine Holzkatze, die als Maskottchen an der Tasche hing, und das tut mir am meisten Weh).

Ich musste also eine neue Kamera kaufen. Daher die Aktualität von Fuji: es ist eine X-E2s geworden mit der XF 18-55. Diese Ausrüstung kostete einen Drittel, ist in der Größe ein Viertel, im Gewicht ein Fünftel, in der Handlichkeit mehrfach – und kann alles und noch mehr, als was die D700 konnte.

Na ja, die Nikon Ausrüstung war ja sowieso zu schwer für mein altes Kreuz, ich dachte schon länger an Austauschen, und damals schon an Fuji... Aber ich habe mir das anders vorgestellt D:frown:

Resumee:

Es waren also insgesamt 16 Kameras in 51 Jahren... und nicht mal alle waren meine, wobei öfters die alte für die neue verkauft werden musste. Ist nicht wenig, aber wenn man das alles liest, geht es sich aus, oder?

Schlusswort:

Ich bitte Euch alle um Verzeihung, das das so lang geworden ist - aber vielleicht fanden einige einiges Interessante dabei. Über Zeiten, Kameras, Wertigkeiten... und mich.
LG Old Nat, der Dino
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icke46

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Re: Wertigkeit einer Kamera - früher und heute

Ungelesener Beitragvon icke46 » 03.06.2016, 10:39

Also, ich habe mich trotz der Länge nicht gelangweilt, ich fand es ausserordentlich spannend und vergnüglich zu lesen D:winki: .

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