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Re: Fragen zum typografischen Glossar
Tante Lo
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Re: Fragen zum typografischen Glossar

Ungelesener Beitragvon Tante Lo » 02.05.2017, 22:32

Hallo,
Meine Mutter hat vor vielen Jahren ihre Lebensgeschichte in Sütterlin niedergeschrieben. Diese möchte ich gerne in einer Familienchronik mit alten Bildern und Dokumenten festhalten. Alte Feldpostbrief meines Onkels in Frakturschrift liegen mir ebenfalls vor. Beide Schriften kann ich mit viel Mühe und Konzentration lesen. Nun meine Frage an die Experten:
Sollten meine "Übersetzungen" 1:1 erfolgen mit (aus heutiger Sicht) Rechtschreib- und Grammatikfehlern oder darf ich Korrekturen vornehmen? Bei den gescannten Briefen neige ich zu einer genauen Übersetzung. Die Lebensgeschichte meiner Mutter würde ich gerne anpassen.
Bin gespannt auf Ihre Meinungen. LG Tante Lo
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urlaubsfan

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Re: Fragen zum typografischen Glossar

Ungelesener Beitragvon urlaubsfan » 02.05.2017, 23:04

Hallo Tante Lo,
natürlich darfst du Korrekturen vornehmen, warum auch nicht. Es ist dein Buch, deine Familienchronik.
Ich habe noch keine Familienchronik erstellt, würde aber wohl dahin tendieren, die alte Schreibweise zu übernehmen. Zu den Bildern aus der Lebensgeschichte deiner Mutter würde unsere allerneueste Rechtschreibung vielleicht auch gar nicht passen.
Kennst du den Font "Leipzig Fraktur"? Damit kann man auch neue Texte auf Alt "trimmen"

Ich wünsche dir viel Spaß mit der Erstellung der Chronik. Das ist sicher eine spannende Sache D:winki:
LG
Urlaubsfan
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grasmuecke

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Re: Fragen zum typografischen Glossar

Ungelesener Beitragvon grasmuecke » 03.05.2017, 06:38

Hallo Tante Lo,
ich würde auch die Transkriptionen in Original-Rechtschreibung und -Formulierung wiedergeben, und das, was von mir formuliert ist, in aktuellen Rechtschreibung.

PS: Ich habe auch einmal einen Feldpostbrief mit sehr viel Mühe und tagelanger Entzifferungsarbeit entschlüsselt. Dann habe ich ihn meiner 87-jährigen Tante gezeigt, und die hat ihn ganz flüssig, ohne Schwierigkeiten, heruntergelesen als wäre es die normalste Schrift. Den Rest der Post habe ich mir dann auch von ihr vorlesen lassen D:D .
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Sylke

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Re: Fragen zum typografischen Glossar

Ungelesener Beitragvon Sylke » 03.05.2017, 09:42

Hallo Tante Lo,

eine schöne Aufgabe! Ich schließe mich urlaubsfans Meinung an und tendiere eher zur damaligen Rechtschreibung. Die Dokumente beinhalten vermutlich auch noch alte Begriffe, die in der heutigen Sprache kaum noch verwendet werden und die Geschichte lebendig halten. Ich wünschen Ihnen bei der Umsetzung sehr viel Spaß D:)
♥️liche Grüße
Sylke
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pitty

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Re: Fragen zum typografischen Glossar

Ungelesener Beitragvon pitty » 23.05.2017, 22:28

Liebe Tante Lo,

ich bin just aus dem Urlaub zurück und entdecke Deine Frage daher erst jetzt.
Sie ist zwar keine typografische Frage, sondern eine des persönlichen Empfindens. Auch meinem Gefühl entspräche es, sowohl die Wortwahl, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung als auch die eventuell enthaltenen damaligen Fehler 1:1 abzuschreiben.

Die typografische Komponente könnte bei der Schriftwahl eine Rolle spielen. Solltest Du eine Frakturschrift verwenden wollen, gäbe es jedoch z.B. die Lang- und Kurz-s-Regel zu beachten. Sonst wird u.U. aus einer Wachstube eine Wachs-Tube. Von den fehlenden Ligaturen in frei verfügbaren Fonts ganz zu schweigen. Nur teure Schriften bieten den vollen Umfang an.
Ich rate Dir aus diesen Gründen und insbesondere wegen der eher geringen Lesbarkeit von der Verwendung ab.

Magst Du uns mehr zeigen? Willst die Original-Texte scannen und im Buch abdrucken und die "Übersetzung" daneben schreiben? Oder was hast Du geplant?
Wenn wir das sehen könnten, haben wir vielleicht ein paar Ideen für die Fontwahl.

Ich finde die Chronik-Idee auch spannend und bin neugierig.
Lieber Gruß, pitty
Bäuerin

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Re: Fragen zum typografischen Glossar

Ungelesener Beitragvon Bäuerin » 16.06.2017, 22:48

Liebe pitty, danke für deinen letzten Beitrag zur Lesbarkeit von Handschriften. Unter diesem Gesichtspunkt schaue ich mir gern die Veröffentlichungen in den Kundenbeispielen an. Am meisten leidet die Lesbarkeit, wenn sich die Texte z. B. in einem Panorama-Querformat in Schreibschrift über die gesamte Doppelseite ziehen. Das m.E. dann auch nichts mehr mit dem persönlichen Geschmack zu tun, es sieht einfach nicht gut aus. Der Gipfel der Unlesbarkeit sind aber diese “Wandmalereien“, die man leider allerorten sieht und bei denen ich mich immer frage, was mir diese Botschaften sagen wollen. Dank deiner Hilfe und der Übertragung von Mathieu Tremplin ins Lesbare weiß ich es jetzt: Nichts, sie sind einfach eine Anhäufung von Sinnlosem und verschandeln nur Wände.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
LG Bäuerin
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pitty

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Re: Fragen zum typografischen Glossar

Ungelesener Beitragvon pitty » 03.09.2017, 14:44

Diskurs über die vermeintlich richtige Schreibweise von gebrochenen Schriften
 
Gaststätte-01.jpg
Von <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Der_Barbar" title="User:Der Barbar">Der Barbar</a> - Photo taken by <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Der_Barbar" title="User:Der Barbar">Der Barbar</a>, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/" title="Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0">CC BY-SA 3.0</a>, <a href="https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=591100">Link</a>

Ist es heute zwingend, die orthografischen und typografischen Regeln der gebrochenen Schriften anzuwenden? Wer die Regeln beherrscht, wird über die Schreibweise der Gaststätte oben stolpern. Wer die Regeln nicht beherrscht, wird sich wahrscheinlich nicht wundern, aber erkennen, dass es hier etwas zu essen und zu trinken gibt. Also ist alles gut. Oder?

Schreiben diese Texte Dilettanten oder wird im digitalen Satz ein Font verwendet, der diese Besonderheiten nicht unterstützt? Oder handelt es sich um einen legitimen Wandeln, den die Zeit nun mal mit sich bringt?

Ich gestehe, dass es mir immer seltener auffällt, dass das ſ und Ligaturen aus dem Schriftbild von Fraktursatz verschwinden. So wird es den meisten Lesern meiner Generation und erst recht jüngeren gehen, für die die traditionelle Übereinkunft der Schreibweise der Fraktur (heute) keine übliche Lesegewohnheit mehr darstellt. Sprache entwickelt sich. Rechtschreibregeln (der Antiqua) werden reformiert. Warum sollte sich der Fraktursatz nicht auch entwickeln dürfen?

Wer (unbedingt) heute (noch) gebrochenen Schriftsatz einsetzen möchte, müsste also entscheiden, ob die traditionelle Schreibweise angewendet und damit alles „richtig“ gemacht wird oder ob es vielmehr auf die „richtig-gute“ Lesbarkeit des Textes für ein breites Publikum ankommt.

Ich habe bisher keinen Anlass gehabt, Frakturschrift anzuwenden. Wenn, dann würde ich sie höchstens als Stilmittel benutzten, um eine bestimmte Zeit/Tradition überhöht darzustellen. In diesem Fall würde ich sie nach den damals konventionellen Regeln setzen.

Müsste ich für eine Gaststätte, eine Biermarke, ein Parfüm oder einen Sportverein ein Corporate Identity entwickeln, käme ich nie auf die Idee eine Fraktur zu verwenden.

Auch bei einer Chronik über eine Zeit, die 1941 endet, würde ich statt der Fraktur eine gut lesbare Antiqua verwenden.

Wie handhabt Ihr das?
Lieber Gruß, pitty

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